„Die Sperrstunde schränkt die Ausübung der Kultur ein!“


Dieses Statement trifft der Kulturbeirat der Stadt Regensburg – zumindest im Planspiel „Jugendbeirat“ an der MRS Niedermünster. Rund 40 junge Regensburgerinnen sind an unserer Schule aufgerufen an den Wahlen des neuen Jugendbeirats der Stadt Regensburg teilzunehmen. Darauf bereitete die Niedermünsterschülerinnen ein abwechslungsreiches und spannendes Planspiel an unserer Schule vor. Das Thema wurde aus der aktuellen Diskussion in der Stadtpolitik aufgegriffen: „Braucht Regensburg ein Kultur- und Kongresszentrum und wenn ja, wie soll dieses gestaltet werden?“
Zunächst wurde geklärt, was man unter Kommunalpolitik versteht und die Akteure wurden benannt. Zwei Vertreterinnen der lokalen und der überregionalen Presse waren sofort gefunden. Alle Schülerinnen schlüpften nun in einen der mannigfachen Charaktere: Es waren die Rollen der Oberbürgermeisterin, des Stadtrats und des Jugendbeirats, des Kultur- und Stadtplanungsamts und der zahlreichen Interessensvertreter, wie beispielsweise des Senioren- oder des Integrationsbeirats, zu vergeben.
Zu Spielbeginn berieten und tagten die einzelnen Gremien für sich zunächst alleine und legten ihre jeweiligen Positionen fest. Über die Schaffung eines neuen Zentrums waren sich alle schnell einig. Jedoch gab es viele unterschiedliche Meinungen, sobald es um die Umsetzung und den Betrieb desselben ging. So war der Stadtrat der Meinung, dass spätestens um 21 Uhr der Betrieb eingestellt werden sollte, um den Anwohnern ihre notwendige Nachtruhe zu gewähren. Differenzen gab es auch bei der Bauweise des Hauses. Sollte man ein altes Haus renovieren oder ein neues bauen?
Derweilen bereiteten nebenan auch das Kultur- und das Stadtplanungsamt ihre Standpunkte zum Thema vor. Und natürlich wollte auch die Jugend mitreden. In ihrem Beirat wurde in Bezug auf die Sperrstunde diskutiert, ob man das Kulturzentrum schon um Mitternacht schließen sollte oder erst um 4 Uhr morgens. Wobei auch angemerkt wurde, dass einige Eltern von Jugendlichen wohl anderer Meinung wären, wenn sie bis spät in der Nacht noch unterwegs seien. Auch Fragen nach der Ausstattung des Kulturzentrums, der Aufnahme von Investoren und den möglicherweise anfallenden Eintrittspreisen wurden geklärt.
Nachdem sich alle Gremien festgelegt hatten, traf man sich zum Austausch der Informationen und Meinungen. Nun gab es auch schon einiges zu berichten. Die rasenden Reporterinnen boten einen Nachrichtenüberblick, bevor es auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Bau- und Nutzungsplans und dessen anschließende Beratung in den Räten kam. Nach einer gemeinsamen Beratungsrunde aller Beteiligten, in der noch allerlei Änderungsvorschläge eingebracht wurden, kam es zur finalen Abstimmung. So wünschte sich der Jugendbeirat ein neues Haus, der Stadtrat war hier allerdings anderer Meinung. Andere Vorschlägen der organisierten Jugendlichen, wie beispielsweise die Schaffung einer Terrasse oder der Öffnung des Zentrums an Sonntagen wurden mit einer Mehrheit des Stadtrats angenommen.
Am Ende des Tages entschlüpften die Schülerinnen wieder ihren Rollen, konnten aber das Gelernte mitnehmen. So fanden es viele interessant, dass sie sich in andere Personen hineindenken konnten und in deren Sinne Entscheidungen trafen. Der Tag war auf jedem Fall ein anschaulicher Beitrag zur (kommunal-) politischen Bildung für unsere Mädchen.

Christian Weihmann